Leistungspreise und Netzentgelte machen einen wachsenden Teil der Energiekosten im Gewerbe- und Industriesektor aus. Während viele Unternehmen ihren Fokus auf den Arbeitspreis pro Kilowattstunde richten, entscheidet in der Praxis oft die höchste gemessene Viertelstunde des Jahres oder Monats über die Höhe von Zusatzkosten. Dieses Phänomen wird als Lastspitze bezeichnet – und genau hier setzt Peak Shaving bzw. Lastspitzenkappung an.
Grundprinzip:
Peak Shaving bedeutet, dass kurzzeitige Leistungsspitzen am Netzverknüpfungspunkt (NVP) mit einem Speicher oder einer flexiblen Laststeuerung abgefangen werden. Statt den vollen Bedarf aus dem Netz zu ziehen, stellt ein Batteriespeicher (oder ein anderer Flex-Asset) für einige Minuten die zusätzliche Leistung bereit. So bleibt die vom Netz gemessene Last unter einer definierten Zielgrenze.
Typischer Ablauf (vereinfacht):
👉 Wichtig: Peak Shaving wirkt immer am Netzverknüpfungspunkt – egal wie die Lasten intern verteilt sind. Entscheidend ist, dass die 15-min-Mittelwerte unter dem Tariflimit bleiben.
Wenn Unternehmen ihre Stromrechnung prüfen, sehen sie meist zuerst den Arbeitspreis: x Cent pro Kilowattstunde (kWh). Doch in der Industrie macht oft der Leistungspreis einen erheblichen Anteil der Gesamtkosten aus. Er wird auf Basis der höchsten abgenommenen Leistung („Peak Load“) berechnet und in €/kW pro Jahr abgerechnet.
Ein Beispiel aus Deutschland:
Nehmen wir an, ein Betrieb erreicht im Juni für 15 Minuten eine Lastspitze von 1.800 kW.
👉 Für Energieverantwortliche heißt das: Nicht die durchschnittliche Last, sondern die eine Viertelstunde, kann die Kostenstruktur dominieren.
Metallverarbeitung: Wenn mehrere Pressen oder Öfen parallel anlaufen, führt das innerhalb weniger Minuten zu Lastsprüngen von 400 bis 800 kW.
Kunststoffproduktion: Beim gleichzeitigen Start von Extrudern und Trocknern nach einem Schichtwechsel entstehen charakteristische Peaks zu Beginn der Früh- oder Spätschicht.
Logistikzentren: Durch die gleichzeitige Nutzung von Fördertechnik, Kühlung und Ladeinfrastruktur für E-Flotten treten Lastspitzen typischerweise am Vormittag auf.
Chemie & Pharma: Taktgesteuerte Kälte- und Prozessanlagen verursachen kurze, aber regelmäßige Überschreitungen der Grundlast.
Lebensmittelindustrie: Besonders während Reinigungs- und Wartungsprozessen – etwa beim gleichzeitigen Einsatz von Dampferzeugern und Pumpen – oder in HLZF-Stunden durch zusätzlichen Kältebedarf entstehen deutliche Spitzen.
👉 In allen Fällen gilt: Peaks sind nicht gleichmäßig verteilt, sondern konzentrieren sich auf kurze, wiederkehrende Zeitfenster. Genau diese müssen erkannt und gezielt adressiert werden.
Aber: Peak Shaving ist kein Allheilmittel. Es rechnet sich nur, wenn Lastprofil, Tarifstruktur und Technik sauber modelliert werden. Sonst drohen teure Fehlinvestitionen.
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Unser Tipp:
Mit minimum.energy können Unternehmen ihre Stromrechnungen nicht nur nachvollziehen, sondern aktiv gestalten: Die Software analysiert 15-min-Lastgänge, erkennt teure Peaks und verknüpft sie mit der jeweiligen Tariflogik. Und nicht nur das: Wir haben auch Netzentgelte der Netzbetreiber im System.
So wird sichtbar, welche Spitzen tatsächlich kostenrelevant sind – und welche ignoriert werden können. Damit ersetzt die Simulation Bauchgefühl durch klare Zahlen und zeigt, wo Peak Shaving im eigenen Betrieb wirtschaftlich sinnvoll ist.
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