Kurz & knapp: Was ist ein Dynamischer Stromtarif?
Der Preis für Strom an der Strombörse variiert im Tagesverlauf stark. Während die Festpreis-Tarife Verbraucher von diesen Schwankungen entkoppeln, geben dynamische Tarife diese Preisschwankungen an die Stromkunden weiter. Dadurch kann ein erhebliches finanzielles Einsparpotenzial entstehen.
Kurz & knapp 2: Wie unterstützt minimum.energy bei der Umsetzung dynamischer Stromtarife in Unternehmen?
minimum.energy macht dynamische Tarife operativ nutzbar: Wir importieren 15-Min-Lastgänge, hinterlegen Preisbücher (Day-Ahead/Intraday, Netzentgelte inkl. HLZF) und optimieren PV, Speicher und flexible Verbraucher in einem Schritt. Das Ergebnis sind belastbare Variantenvergleiche (Beschaffung, Peak Shaving, atypische Netznutzung, Arbitrage) mit klaren Fahrplänen und Grenzwerten für Ihr EMS – plus 1-Klick-PDF für die Entscheider.
Hast Du Fragen oder möchtest direkt einen Termin vereinbaren? Nutze unser Kontaktformular für Deine Anliegen oder buche unkompliziert einen Gesprächstermin.
Technische Umsetzung dynamischer Tarife im C&I-Bereich
Die erfolgreiche Einführung dynamischer Stromtarife in Unternehmen erfordert eine entsprechende technische Infrastruktur. Kernelement ist die Digitalisierung der Mess- und Steuerungstechnik, um Verbrauchsdaten zeitgenau zu erfassen und Lasten flexibel zu managen. Im Wesentlichen sind folgende Technologien und Systeme relevant:
- Smart Meter (intelligente Zähler): Sie bilden die Grundlage, indem sie den Stromverbrauch in kurzen Intervallen (z. B. 15 Minuten) aufzeichnen und an Marktteilnehmer übermitteln. Nur mit eichrechtskonformen Smart Metern – d. h. vom BSI zertifizierten Messgeräten mit Kommunikationsmodul – lässt sich verbrauchsgenau nach variierenden Preisen abrechnen. Moderne Smart-Meter-Gateways übertragen die Lastgangdaten verschlüsselt an den Lieferanten oder einen Messdienst.
Damit wird es möglich, jede Kilowattstunde dem jeweiligen Börsenpreiszeitraum zuzuordnen. Ab 2025 sind solche intelligenten Messsysteme für immer mehr Verbraucher Pflicht, sodass technische Voraussetzungen flächendeckend geschaffen werden.
- Energie-Management-Systeme (EMS): Ein EMS ist im Grunde das „Gehirn“ der flexiblen Laststeuerung. Es überwacht kontinuierlich die aktuellen Strompreissignale und den Energieverbrauch im Betrieb und optimiert auf dieser Basis automatisch den Einsatz von Verbrauchern und Erzeugern. Moderne EMS nutzen Algorithmen inkl. KI, um z.B. Großverbraucher genau dann zu betreiben, wenn der Strompreis am niedrigsten ist. Dadurch entfällt die manuelle Steuerung: das System kann selbstständig Ladezeiten für Batterien oder Elektrofahrzeuge planen, HVAC-Anlagen (Heizung, Lüftung, Klima) drosseln oder Produktionsanlagen in Bereitschaft halten, bis die Kosten sinken.
Viele Energieversorger setzen auf solche Lösungen, da die Integration dynamischer Tarife ins EMS als entscheidender Erfolgsfaktor gilt. So hat etwa enviaM seinen dynamischen Tarif direkt in eine Home-Energy-Management-App eingebunden – der Kunde kann darin den Tarif abschließen und die Steuerung seiner Geräte entsprechend automatisieren (Quelle: kiwigrid.com). Ein EMS sorgt also dafür, dass die potenziellen Vorteile eines dynamischen Tarifs tatsächlich realisiert werden, indem Lastverschiebung vollautomatisch und optimiert abläuft.
- Lastmanagement- und Steuerungssysteme: Darunter fallen spezifische Hardware und Software zur gezielten Schaltung von Lasten. Beispielsweise können Lastmanagement-Controller bestimmte Maschinen oder Ladevorgänge ansteuern, um kurzfristig Leistung abzuschalten oder hochzufahren. In der Industrie werden teils bestehende Prozessleitsysteme um solche Funktionen erweitert. Ein einfaches Beispiel im Gewerbe ist eine intelligente Wallbox: Sie lädt ein E-Fahrzeug nur, wenn der Preis unter einem definierten Schwellenwert liegt, und pausiert ansonsten.
Lastmanagementsysteme erlauben auch Strategien wie Peak Shaving – also das Kappen von kurzen Lastspitzen, die sonst hohe Leistungspreise verursachen würden. Damit dies funktioniert, müssen die Systeme in Echtzeit oder zumindest zeitnah auf Preisdaten reagieren können und mit Produktionsplänen abgestimmt sein (damit es nicht zu ungewollten Produktionsausfällen kommt).
- Energiespeicher und dezentrale Erzeuger: Batteriespeicher spielen eine immer wichtigere Rolle bei dynamischen Tarifen. Sie ermöglichen einen zeitlichen Ausgleich von Bezug und Verbrauch: Bei niedrigen Preisen kann eine Batterie geladen werden, bei hohen Preisen entlädt sie sich und versorgt Teile des Werks – so spart man teuren Bezugsstrom.
In Haushalten wurde gezeigt, dass ein Heimspeicher ohne PV die Stromkosten um etwa 8 % senken kann, indem er Verbrauch in günstigere Stunden verschiebt (Quelle: unendlich-viel-energie.de). Im C&I-Einsatz mit größeren Batteriespeichern sind noch deutlich höhere Ersparnisse möglich, zumal solche Speicher auch sekundenschnell für Lastspitzenkappung eingesetzt werden können. Auch Power-to-Heat-Systeme (Boiler, Wärmespeicher) oder Kältespeicher können ähnlich fungieren: sie nehmen Energie auf, wenn sie billig ist (Wasser erhitzen, Eis bereiten) und stellen Kälte/Wärme bereit, wenn der Strom knapp und teuer ist.
Darüber hinaus lässt sich das Zusammenspiel mit eigenerzeugtem Strom optimieren. Betriebe mit Photovoltaik- oder Windenergieanlagen können ihr Energiemanagement so programmieren, dass in Zeiten hoher Börsenpreise möglichst der Eigenverbrauch maximiert wird (z. B. Batteriespeicher erst dann entladen, statt Überschuss einzuspeisen). Bei niedrigen Preisen hingegen kann man ruhigen Gewissens auch zusätzlichen Strom aus dem Netz beziehen und ggf. den eigenen PV-Strom ins Netz einspeisen. Langfristig könnten sogar dynamische Einspeisetarife Anreize geben, Einspeisung nach Netzwert auszurichten.
- IT-Plattformen und Kommunikationsinfrastruktur: Ein oft unterschätzter Aspekt ist die nötige Backend-Software, um dynamische Tarife abzubilden. Energieversorger brauchen Systeme, die 24 Preistarife pro Tag handhaben, diese Preise an die Kunden (bzw. deren EMS) kommunizieren und hinterher die Abrechnung mit allen Messwerten durchführen können. Das ist deutlich komplexer als ein konventionelles Abrechnungssystem mit einem festen Arbeitspreis. Einige Anbieter entwickeln daher neue Cloud-Plattformen, die Preisupdates (Day-Ahead oder Intraday) automatisiert verarbeiten.
Auf Kundenseite ist eine stabile Internetanbindung der Smart Meter Gateways oder der EMS-Geräte wichtig, damit Preissignale und Messdaten zuverlässig fließen. Die Interoperabilität ist ebenfalls Thema: Verschiedene Hersteller von Zählern, Gateways, Ladesäulen und Maschinensteuerungen müssen zusammenarbeiten.
Zusammengefasst erfordert die technische Umsetzung dynamischer Tarife ein Zusammenspiel mehrerer Bausteine. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über wichtige Komponenten und deren Funktion:
Fazit
Es zeigt sich, dass wir uns auf einem guten Weg befinden: Markt, Technik und Regulierung greifen zunehmend ineinander, um das große Potenzial dynamischer Stromtarife im C&I-Segment zu heben. Mit fortschreitender Digitalisierung und weiterer Feinjustierung der Anreize dürften dynamische Tarife bald vom Pilotstatus zur breiten Anwendung gelangen – wodurch Unternehmen Kosten sparen und das Energiesystem als Ganzes stabiler und grüner wird.